MUSICA OBLITA

Danzi            Eberl            Romberg             Wilms            Neukomm            Spohr             Onslow            Ries            Fesca            Kalliwoda                 Impressum

Sinfonie Nr. 1 A-Dur op. 41

Die erste Sinfonie Onslows entstand 1829/30; gewidmet ist sie der Société des Concerts du Conservatoire, deren Orchester sie auch unter Leitung ihres Dirigenten Habeneck am 10. April 1841 zur Premiere brachte. Die Pariser Uraufführung wurde von der Kritik weitgehend positiv aufgenommen; der wegen seiner Scharfzüngigkeit gefürchtete Kritiker François-Joseph Fétis lobte die wunderbare Schreibart des Werkes, seine reinen und anmutigen Melodien und gut erfundenen Effekte, konnte sich aber zum Schluss die boshafte Anmerkung nicht verkneifen, die Sinfonie sei zwar ein sehr gutes Werk, ihr einziger Fehler sei indes, dass sie nicht ein paar Jahre eher zu Gehör gebracht worden sei.[ 1 ]

Bald folgten weitere Aufführungen, so im Herbst 1831 in Leipzig, dort erwarb sich die Sinfonie "so ausgezeichneten Beyfall, dass sie acht Tage darauf wiederholt werden musste, wo sie eben so lebhaft vorgetragen und aufgenommen wurde."[ 2 ] Es folgten Würzburg (Herbst 1832), Berlin (erstmals 1833, dann mehrfach bis 1845), Wien (1833 und 1835), Kopenhagen (1833), London (1837) usw.[ 3 ] Stimmdruck und vierhändiger Klavierauszug der Sinfonie erschienen im Herbst 1831 in Leipzig und Paris[ 4 ] und fanden in der zeitgenössischen Fachpresse großen Widerhall. Der Leipziger Kritiker G. W. Fink fasst die vorherrschende Meinung zusammen:

Im Allgemeinen ist die Symphonie würdig gedacht, grossartig erfunden und geschickt gehalten, ziemlich in der Weise, wie die vorzüglichsten Quintetten dieses Componisten.[ 5 ]

Bleibt die Kritik, Onslow habe die Gattungsnorm verfehlt, hier noch implizit, so spricht sie der Berliner Kritiker Ludwig Rellstab deutlich aus:

Sie gefällt uns durchweg, wir können sie nirgend im Einzelnen tadeln, aber im Ganzen will sie doch nicht den Eindruck einer Symphonie auf uns machen, eben weil zu viel Detail-Arbeit darin ist, die bei weitem mehr der Grazie des Quartettspiels als der Würde des Symphoniestils angemessen ist.[ 6 ]

Dieser Einwand vermochte den Erfolg des Werkes jedoch nicht zu schmälern; in Leipzig erklang es bis 1845 mindestens acht Mal[ 7 ] und noch die letzte Leipziger Aufführung im Dezember 1845 entlockte einem Rezensenten anerkennende Worte:

Eine sehr erfreuliche Abwechselung im Fache der Symphonie bot diesmal Onslow's Adur-Symphonie, ein Tonwerk, eben so originell in der Erfindung, als tüchtig in der Durchführung. Onslow's Musik, im Allgemeinen nicht so leicht faßlich für Jedermann, wirkt jedoch durch ihren innern Gehalt auf den Hörer und erwirbt sich dessen Achtung.[ 8 ]

Neuerdings liegt eine ausführliche Analyse des Werkes vor, die auf geschickte Weise Stichworte der zeitgenössischen Rezeption mit Kategorien der Analyse verbindet und Onslows erste beiden Sinfonien in den Kontext der Entwicklung der französischen Sinfonik einbettet.[ 9 ]

Bert Hagels

[ 1 ] Vgl. Schwarz, Boris: Introduction, in: The Symphony 1720-1840, Series D-Volume IX, New York & London 1981, S. xxxvii; dort eine englische Übersetzung des französischen Originaltextes.
[ 2 ] Leipzig, am 21. Novbr., in: Allgemeine musikalische Zeitung [=AMZ] XXXIII (1831), Sp. 795.
[ 3 ] Vgl. Schwarz, Boris: Introduction, in: op. cit., S. xxxvi.
[ 4 ] Voranzeige ("binnen kurzem") im Intelligenzblatt der AMZ vom 28. 09. 1831; Anzeige des Erscheinens im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen vom 21. 10. 1831.
[ 5 ] Fink, G. W.: [Rez.:] Première Sinfonie à grand Orchestre - par George Onslow. Oeuv. 41.[...], in: AMZ XXXV (1833), Sp. 217-220 ; Zitat: Sp. 218.
[ 6 ] Rellstab, Ludwig: [Rez.:] Erste Symphonie für grosses Orchester, componirt von Georg Onslow. Op.41, in: Iris 4 (1833), S. 81f.
[ 7 ] Vgl. Dörffel, Alfred: Statistik der Concerte im Saale des Gewandhauses zu Leipzig, Leipzig 1881, S. 49.
[ 8 ] Signale für die musikalische Welt 3 (1845), S. 409f.

[ 9 ] Boulan, Muriel: Les deux premières symphonies de G. Onslow, in: Association George Onslow-Bulletin No. 5 (2005), S. 35-57; deutsch als: Geburtsstunde einer romantischen französischen Sinfonik. Die beiden ersten Sinfonien von George Onslow, in: Thomas Schipperges (Hrsg.), George Onslow - Beiträge zu seinem Werk, Erster Teil, Hildesheim  Zürich, New York 2009, S. 113-158.

Home        

Danzi            Eberl            Romberg             Wilms            Neukomm            Spohr             Onslow            Ries            Fesca            Kalliwoda                 Impressum