MUSICA OBLITA

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(Konzert-)Ouvertüren

Nachdem Wilms im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts einige Ouverturen zu festlichen Anlässen komponiert hatte, von denen eine auch im Druck erschienen war[1], gehören zu seinen mutmaßlich spätesten Orchesterwerken fünf Ouverturen für großes Orchester, von denen keine zu Lebzeiten des Komponisten veröffentlicht wurde, und deren autographe Manuskripte in der Toonkunst-Bibliotheek in Amsterdam aufbewahrt werden. Wahrscheinlich handelt es sich bei allen fünf Werken um Konzertouverturen, auch wenn nur zwei von ihnen auf dem Titelblatt ausdrücklich als solche bezeichnet sind. Gattungsbezeichnungen und Tonarten auf den Titelblättern lauten folgendermaßen:

            Ouverture in D-Dur

            Ouverture in f-Moll[2]

            Ouverture in Es-Dur

            Concert-Ouverture in Es-Dur

            Concert-Ouverture in E-Dur.

Über den Zeitpunkt der Entstehung lassen sich nur Vermutungen anstellen, weil keines der Autographe datiert ist. Stil und Besetzung machen jedoch eine Entstehung des ältesten dieser Werke frühestens Ende der 1820er Jahre wahrscheinlich.[3] Zudem lassen sich die fünf Werke in zwei Gruppen einteilen, wie bereits die Titel nahe legen: die drei als „Ouverture“ bezeichneten Werke einerseits, und die zwei als „Concert-Ouverture“ gekennzeichneten andererseits. Diese Vermutung wird durch das verwendete Notenpapier erhärtet: die „Ouverturen“ sind auf 16- bzw. 12zeiligem Notenpapier notiert, die „Concert-Ouverturen“ hingegen durchgängig auf 18zeiligem. Bei der ersten Gruppe fällt auf, dass die ersten acht Blätter der Ouverture D-Dur aus 16zeiligem Papier, die folgenden Blätter aber aus 12zeiligem Papier bestehen; für die Ouverturen in f-Moll und Es-Dur wurde dann ausschließlich 12zeiliges Paper verwendet. Wenn man voraussetzt, dass Wilms alle drei Werke in zeitlich naher Nachbarschaft zueinander komponiert hat, kann daraus geschlossen werden, dass die Ouverture D-Dur das früheste Werk dieser Gruppe ist[4]. Ein weiterer chronologischer Anhaltspunkt ist die Erstaufführung einer nicht näher gekennzeichneten Ouverture von Wilms am 27. Februar 1829 im Rahmen eines Konzerts der Felix Meritis-Gesellschaft; dabei könnte es sich um die Ouverture D-Dur gehandelt haben.[5] Und noch am 16. Februar 1844 – der mittlerweile 72jährige Komponist hatte sich längst aus dem Musikleben zurückgezogen - fand die Uraufführung einer weiteren Ouverture von Wilms in einem Felix Meritis-Konzert statt; möglicherweise erklang in diesem Konzert die Ouverture E-Dur zum ersten Mal.[6]

Die Ouverturen sind zwar als Einzelwerke überliefert und ihre Bestimmung als Konzert-Ouverturen deshalb wahrscheinlich; denkbar ist aber auch, dass zumindest eine oder mehrere der lediglich als „Ouverture“ bezeichneten Werke als Einleitungsstück für die alljährlich aufgeführten Kantaten zu den Jahresversammlungen der Maatschappij tot Nut van’t Algemeen (Gesellschaft zum Nutzen der Allgemeinheit) Verwendung fand. Belegt ist die Aufführung einer Ouverture von Wilms anlässlich der 50-Jahr-Feier der Gesellschaft im Jahr 1834.[7]

Bert Hagels

[1] Vgl. die Angaben im Werkverzeichnis bei Ernst A. Klusen, Johann Wilhelm Wilms. Leben und Werk, Buren 1975, S. 155; gedruckt wurde lediglich ein 1814 ursprünglich als Einleitungsmusik zur Kantate „Ter Feestviering van het vijftigjarig bestaan van Harmonica komponiertes Werk; der Text der Kantate wurde ein Jahr später vom Textverfasser H. H. Klijn umgedichtet unter dem Titel „Lof der Kunsten“; die Ouverture erschien um 1816 als Ouverture L’Éloge des arts op. 45 bei Hummel in Amsterdam (Platten-Nummer 1532). Der Druck ist verloren.

[2] Diese Ouverture ist bereits in einer modernen Edition erschienen: Ouverture voor orkest in f, Arnhem: Stichting voor Kunst en Cultuur Gelderland 1995.

[3] Vgl. Klusen, op. cit., S. 88.

[4] Klusen kommt zu demselben Ergebnis; vgl. ebd.

[5] Vgl. Klusen, op. cit., S. 88 und S. 143, Anm. 360.

[6] Vgl. Klusen, op. cit., S. 89 und S. 143, Anm. 364.

[7] Vgl. Klusen, op. cit., S. 88 und S. 143, Anm. 363.

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